"Das ist keine rassistische Einstellung"
Performative Selbstwidersprüche
von josch am 2016-11-04

Immer wenn wir sprechen, sagen wir nicht nur Dinge über die Welt aus. Wir handeln. Bisweilen tritt das, was wir auf der Sachebene sagen, in Widerspruch zu der Handlung, die aus unserer Äußerung ableitbar ist. Das nennt man einen performativen Selbstwiderspruch. Die deontische Dimension des Rassismusbegriffs ist so dominant, dass die Zuschreibung der Eigenschaft "rassistisch" zu einer Einstellung oder Äußerung für viele Menschen nur für die allerübelsten Beleidigungen reserviert ist. Alltägliche Zuschreibungen von Eigenschaften, die aus ethnischer Herkunft oder Hautfarbe abgeleitet werden, fallen für viele Menschen nicht in die Kategorie "Rassismus". Bei der Rechtfertigung ergeben sich performative Selbstwidersprüche. Dies ist eine lose Serie zu performativen Selbstwidersprüchen beim Leugnen von Diskriminierung und Hatespeech.

Aus einer studentischen Arbeit:

"Dabei liegt es im Aufgabenbereich des Arztes, dem Patienten ein Umfeld zu schaffen, in dem er sich wohl und sicher fühlen kann, damit er bei dem Gespräch offen redet. Doch das kann in diesem Fall erschwert werden, wenn aufgrund der Nationalität, der Hautfarbe oder der Sprachprobleme der erste Eindruck negativ ist und der Kranke kein Vertrauen zum Arzt gewinnt. Dies ist keine rassistische Einstellung des Patienten, lediglich können sie weniger Vertrauen in die medizinische Ausbildung anderer Länder fassen."
Kategorie: Performative Selbstwidersprüche; Keywords: Alltagsrassimus